UNSERE GESCHICHTE

Seit 2005 ist die galerie son in Berlin tätig und zeigt auf internationalem Niveau Zeitgenössische Kunst. Gründerin Mihyun Son und Direktor Max Koffler arbeiten seit fast zwei Jahrzehnten zusammen und bilden das Kernteam der Galerie. Während der Fokus zu Beginn auf der Repräsentation von koreanischen und deutschen Positionen lag—Frau Son kam 1996 von Südkorea nach Deutschland—, lässt sich die Geschichte der Galerie heute nur schwer mit einem Narrativ erfassen: Der Betrieb von Ausstellungen und Kunsthandel erfasst nur oberflächlich die Leistungen der letzten 18 Jahre. Vor allem inter-kulturelle Kunst-Projekte und das Handeln über Ländergrenzen hinweg zeichnen die Besonderheit von Frau Sons Unternehmen aus.

Deutschland und Korea: Ein Dialog

Der kulturelle Dialog zwischen Deutschland und Korea ergab sich auf natürliche Weise und spiegelt sich im Umfeld der Galerie wider. Die Ausstellungsräume der Vergangenheit waren ausschließlich in Mitte zu finden, oft in der Nähe historischer Denkmäler wie dem Checkpoint Charlie und der Berliner Mauer. So entstand ganz automatisch das historische Setting vieler Ausstellungen, da es in Berlin nur schwer ist, die Geschichte eines Ortes im Rahmen kultureller Arbeit unbeachtet zu lassen. Gerade die Zusammenarbeit mit Johannes Heisig und Stephan Elsner führte Besucherinnen und Besuchern verschiedene Arten politischer Entscheidungswirkung und -verarbeitung vor Augen. 2008 zeigte Elsner in der Galerie seine Werkserie Grenzverletzung, ein Jahr darauf folgte die Ausstellung Selbstverletzung, Der Künstler verletzte sich selbst, indem er Schnitte in seinem Oberkörper vornahm, die die Einschnitte der Mauer ins Land sowie die Einschnitte in die Leben der Menschen verkörperten.

2012 nahm die Galerie als einzige Privatgalerie an der Langen Nacht der Museen teil, umgeben von kulturellen Institutionen und auf Augenhöhe im Programm. Ausgestellt wurden Bilder aus dem Mansudae-Atelier in Pjöngjang, Nordkorea, eine bekannte Produktionsstätte, die meist vorschnell auf propagandistische Kunst reduziert wird. Mit Mansudae. Landschaften aus Pjöngjang zeigte die Galerie, das dem nicht so ist. Wälder, Wasserfälle, Berglandschaften und majestätische Raubtiere laden zu einem Einblick in die sonst verschlossene Natur des Landes ein. Utopisch und realistisch zugleich ähneln die Leinwände Traumlandschaften, die sich klar im inneren Auge abzeichnen und doch unbegehbar bleiben.

Aus einem Pressebericht: „Die Ausstellung war die erste Etappe eines längerfristigen Projektes, in dessen Rahmen im Herbst nordkoreanische Künstler zu einem längeren Arbeitsaufenthalt nach Berlin eingeladen werden. Später soll ein Austausch auch mit südkoreanischen Künstlern stattfinden, eine Annäherung ähnlich derer, die zwischen Künstlern aus Ost- und Westdeutschland nach dem Fall der Mauer stattfand: ein Zusammenkommen im Bereich der Kunst als unwahrscheinlicher und erster Schritt.“

Frau Son und Herr Koffler reisten selbst nach Nordkorea. Eine erste Hürde war die südkoreanische Staatsangehörigkeit von Frau Son, die nur mit Geduld und diplomatischer Haltung überwunden werden konnte. Zwei Wochen lang erkundeten Son und Koffler die Kunst und Kultur Nordkoreas und kehrten mit zwei nordkoreanischen Künstlern nach Berlin zurück. Dort mieteten sie ein Atelier, in dem Kwangchol Sim und Hyonchol Pak für die nächsten Monate malen würden. Die von der Presse viel gelobte Ausstellung KoreaKorea präsentierte die Ergebnisse: Bilder von nord- und südkoreanischen Künstlern wurden nebeneinander gezeigt und lieferten unzählige Denkanstöße, die bis heute nachhallen.

Heutzutage mag der Vorsatz, Deutschland oder gar dem angloamerikanischen Raum die koreanische Kultur zu vergegenwärtigen, redundant klingen, da diese sich innerhalb der letzten Jahre, vor allem durch Musik und Film, ganz von selbst in die westliche Kultur mit eingewoben hat. Koreanische Künstlerinnen und Künstler sind international bekannt und steigern das allgemeine Interesse an der Halbinsel. Doch war die Selbstverständlichkeit, mit der heute über die Präsenz koreanischer Kulturprodukte gesprochen wird, nicht vorhersehbar und die Zielsetzung der Galerie alles andere als gegeben. Zur Freude aller Beteiligten erfährt zeitgenössische koreanische Kunst heute viel Interesse und die Galerie genießt in Berlin sowie Seoul den Ruf als Anlaufstelle für koreanische Kunst und Kunden.

Heute

Wenn man heute die Galerie am Schinkelplatz 4 besucht, wird man oftmals Kunst außerhalb eines festen Ausstellungsrahmens antreffen. Installationen sind oft bunt und durchmischt, wie Gruppenausstellungen, bloß ohne die thematische Einheitlichkeit. Hier befinden sich Richter-Bilder neben Fischer-Skulpturen und KAWS-Figuren, koreanische Skulpturen neben Denkmälern deutscher Geschichte. Die Wirkung der Kunst ist am stärksten, wenn Werke, die kategorisch nicht zusammengehören, aufeinandertreffen. Der einzige gemeinsame Nenner ist, dass sie sich alle bei uns in der Galerie befinden.